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Das Miniaturcabinet der Familie Morgenstern - Ein Besuch in Frankfurt

Historisches Museum Frankfurt am Main, Privatfotografie.
Neben weiteren Ausstellungen und Rundgängen zeigt das Historische Museum Frankfurt das Sammlermuseum. Hier sind in kurzweiliger Weise 12 verschiedene Sammlungen von Frankfurter Bürger/Innen ausgestellt. Es finden sich Münzen, Schmetterlinge, Ritterrüstungen, Globen und überhaupt alles, was man sammeln kann. 
Natürlich finden sich auch immer wieder wohlhabende Kunstsammler unter all den Sammelwütigen. Dazu gehört im weitesten Sinne auch die Familie Morgenstern, die fasziniert war von Miniaturgemälden. Die Mitglieder der Familie selbst waren Maler, Restauratoren und Kunsthändler. Doch anstatt Künstler zu sammeln, sammelten sie im 18. und 19. Jahrhundert Repliken. Insgesamt sind so 205 Kopien in Kleinstformat zustande gekommen. Sie wurden entweder gekauft oder von Familienmitgliedern selbst angefertigt. 
Kein Genre wurde hier ausgelassen: Es finden sich religiöse Gemälde italienischer Künstler, holländische Genrebildchen, Portraits, architektonische Abbildungen, Landschaftsgemälde. Renaissance, Mittelalter, Romantik, hier geht alles kreuz und quer. Kein Museum der Welt würde Gemälde in dieser Weise kombinieren. Dazu kommt die Hängung - Rahmen an Rahmen, dicht an dicht. 
Mitglieder der Familie fertigten zusammenklappbare Schränkchen an. Triptychen, die an einen Altar erinnern, der zu Festtagen ganz geöffnet wird und an normalen Sonntagen geschlossen ist. Diese Art der Unterbringung kann als die starke Wertschätzung der Familie Morgenstern gegenüber ihren Sammelobjekten über Generationen hinweg interpretiert werden. 

Das Historische Museum in Frankfurt bietet über zwei Gebäude hinweg neben dem Sammlermuseum, Teile des alten mittelalterlichen Gebäudes, sowie die Stauferkapelle und den Stauferhafen und die Dauerausstellungen über die Stadt "Frankfurt Einst?" und "Frankfurt Jetzt!". Hier wird kein Kapitel ausgespart, keine furchtbare Episode der Geschichte der Stadt verschwiegen. 
Besonders toll für den Einstieg in das Museum (dessen Aufteilung und Architektur anfänglich etwas schwer zu durchdringen ist) eignet sich die Schneekugel. Eine riesige gläserne Kugel, die je nachdem welcher Knopf gedrückt wird, verschiedene Aspekte der Stadt am Main präsentiert. Ob Kriminalität, Wirtschaftsmetropole, das jüdische Frankfurt oder die Stadt als Dauerbaustelle. Acht Künstler/Innen haben hier Eigenschaften Frankfurts auf Modelle projiziert, die Ausländern und -städtern ein Gefühl für die Metropole geben sollen.

Ein Besuch im Historischen Museum in FaM macht Spaß. Egal ob man sechs Jahre oder 98 Jahre alt ist. 

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