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Giulio G. Zumbo und seine grausigen Wachsmodelle

Giulio G. Zumbo, Präparat eines männlichen Kopfes, Wachsmodell, 1695, Museo di Storia Naturale (La Specola), Florenz. Aus: Petra Lamers-Schütze, Yvonne Havertz (Hg.), Encyclopaedia Anatomica. Museo La Specola Florence, Köln 1999, S. 19. Giulio Gaetano Zumbo lebte im barocken Florenz und fertigte (zumeist) anatomisch korrekte Teile des menschlichen Körpers an (s. Abb. 1). Bereits ein Jahrhundert zuvor begannen medizinisch ausgebildete Männer wie der Flame Andreas Vesalius eigenhändig zu sezieren und somit der menschlichen Anatomie zum Teil sogar vor Publikum zu Leibe zu rücken. Vor der Renaissance war das Aufschneiden des Körpers Sache von niederen Schichten, zum Beispiel Badern. Wohingegen die Untersuchung, die Beschreibungen und medizinischen Erkenntnisse, die auf das Aufschneiden und sezieren folgten, Aufgabe der intellektuellen Mediziner war. Diese jedoch machten sich nicht an den Leichen zu schaffen. Die Medizin war also in zwei Klassen (der körperlich und der geistig arbeite
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Über wen willst Du etwas erfahren?

Von Zeit zu Zeit begegnet einem ja so manche Künstler:innen-Persönlichkeit über die man so gern mehr wissen möchte aber dann doch nie die Muße aufbringt, sich mit ihr zu beschäftigen. Das übernehme ich für Dich! Schreib mir einfach auf Instagram (kunst.entstaubt), per Mail (kunst.entstaubt@gmail.com) oder als Kommentar unter diesen Post, über wen Du gern mehr wissen würdest.

Kurz und würzig - Teil 4: Käthe Kollwitz

Käthe Kollwitz, Frau mit totem Kind, Radierung, 1903, Käthe Kollwitz Museum, Köln. Wenn man sich die vielen Radierungen Käthe Kollwitz´ anschaut wird einem schnell klar, dass sie sich nie gescheut hat, sowohl persönliches Elend und eigene Trauer als auch gesellschaftliche Missstände und Not zu verarbeiten und zu zeigen. Wenn man sich ihre biografischen Daten durchliest wird einem schnell klar, dass die Künstlerin eine außergewöhnlich mutige und erfolgreiche Frau in einer Männerwelt war: Sie trat 1899 der Berliner Secession bei, sie gründete 1913 den Frauenkunstverband , seit 1919 war sie das erste weibliche Mitglied der P reußischen Akademie der Künste, Professorin und leitete ab 1928 das Meisteratelier für Graphik an der Berliner A. d. K. Bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wendete sich ihr Blatt. Sie wurde aus der Akademie ausgeschlossen, ihr die Lehrtätigkeit entzogen. Ab 1936 wurde zudem ein (inoffizielles) Ausstellungsverbot ihrer Kunst durchgesetzt.

Kurz und würzig - Teil 3: El Greco

El Greco, Entkleidung Christi, 1578, Sakristei Kathedrale Toledo. El Greco - Der Grieche (*1541 †1614). Eigentlich lautete sein Name Dominikos Theotokopoulos. Da er aber Griechenland in Richtung Italien und später Spanien verließ und dort wohl die wenigsten Menschen etwas mit diesem Namen anfangen konnten, wurde er schlicht zu "dem Griechen". Das, was ihn von seinen Malerkollegen des Manierismus und der auslaufenden Epoche der Renaissance maßgeblich unterschied, war seine Ausbildung zum Ikonenmaler im Sinne der byzantinischen Tradition (Ikone exemplarisch siehe unten; mehr zu Ikonenmalerei  HIER ), die er in seiner Heimat Kreta absolviert hatte. Er kannte also nicht nur die italienischen Meister wie seine venezianischen Vorgänger  Tizian oder Tintoretto , sondern war auch mit einer ganz anderen Art der Darstellung von (heiligen) Menschen vertraut, die in Westeuropa völlig unüblich und unterschätzt, ja geradezu verpönt war. Mosaikikone mit Christus dem Barmherzigen

Kurz und würzig - Teil 2: Angelika Kauffmann

Angelika Kauffmann, Selbstporträt mit Büste der Minerva, um 1790, Bündner Kunstmuseum, Chur (CH). Eine Frau! Als Malerin! Im 18. Jahrhundert! In keinster Weise war das der Regelfall. Kauffmann ist eine Ausnahmeerscheinung. Sie war eine äußerst beliebte Porträtmalerin vor allem in Italien, wo sie seit 1760 in wechselnden Orten lebte. Ihr Vater, der Maler Joseph Johann Kauffmann war die meiste Zeit an ihrer Seite. Er hatte sie in die Malkunst eingewiesen. Ihr (im späteren Werk aufscheinender)  klassizistischer Stil (in ihrem obigen Selbstporträt toll erkennbar an der Büste der römischen Göttin Minerva) war bei den Zeitgenossen und -genossinnen geschätzt und gerühmt. Auch berühmte Persönlichkeiten, wie der Begründer der modernen Kunstwissenschaft Johann Joachim Winckelmann ließen sich von ihr porträtieren.  Sogar der große Dichter und Denker Goethe gehört zum Fankreis der Malerin. Angelika Kauffmann, Johan Joachim Winckelmann, 1764, Kunsthaus Zürich. Ab 1766 hielten sich

Kurz und würzig - Teil 1: Caravaggio

Caravaggio, Judith und Holofernes, 1599, Palazzo Barberini, Rom. Diesen Maler des 16. und 17. Jahrhunderts, der eigentlich Michelangelo Merisi  (*1571 †1610) hieß und aus Mailand stammte, kennen sicher einige von Euch. Seine Werke gelten als frühbarocke Malerei und betören vor allem durch ihre starken Kontraste aus Hell und Dunkel (in der Fachsprache: Chiaroscuro) . Berühmt ist Caravaggio auch wegen der Brutalität seiner (späteren Werke). So wie bei diesem hier: Judith und Holofernes , das in Rom aufbewahrt wird. Judith schneidet dem überraschten und in Schmerzen sich windenden Holofernes gezielt den Kopf vom Rumpf. Das führt zu einem weiteren Merkmal von Caravaggios herausragender Kunst: Der Darstellung von biblischen und mythologischen Inhalten in extrem realistischer und zudem profaner Weise . Hier findet sich keine Schönung des Geschehens.  Diese Verknüpfung von banal aus dem Alltag entnommener Szene und biblischer Geschichte sieht man großartig in der Berufung des He

Neue Reihe: Kurz und würzig - Spannendes über KünstlerInnen

Corona hin oder her - hier gibt es ab sofort eine neue Kurzartikel-Reihe!  In Kurz und würzig schreibe ich in regelmäßigen Abständen kleine Einblicke, Fakten, Anekdoten und Geschichten über Künstler und Künstlerinnen aus verschiedensten Epochen. Eignet sich auch hervorragend für kurz Interessierte, faule LeserInnen, Quarantäne, AngeberInnen, Kunstgeschichtemuffel und Unaufmerksame. 

Ein Besuch im Kunstgewerbemuseum Berlin - Die Schale, die verschwunden war

Jonas Silber, Die Weltallschale, 1589, Kunstgewerbemuseum Berlin. Wenn man das Kunstgewerbemuseum durch den am Wochenende zumeist recht lärmigen und vollen Vorraum der Gemäldegalerie auf dem Kulturforum betritt, senkt sich Dunkelheit und Stille über die Besucherin. Zwar sind die erleuchteten Vitrinen auf Hochglanz poliert und dennoch steigt einem der Staub der jahrhundertealten Exponate in die Nase. Zumeist ist man bis auf einige andere Verirrte allein im Erdgeschoss des Museums unterwegs, das die Bereiche Mittelalter und Renaissance abdeckt.  Hier findet man (von eifrigen MuseumswärterInnen beäugt) groß, glänzend, majestätisch und mit Audio-Hinweis und Infoblatt versehen, die Weltallschale Kaiser Rudolfs II (s. Bild). Eine Inschrift im Innern der Schale verrät das Entstehungsjahr: 1589 . Doch ist unklar was nach Herstellung aus dieser Schale aus vergoldetem Silber, getrieben, gegossen, graviert, punziert und partiell lackiert, geschehen ist. Bis zum Jahr 1703 bleibt es nebul

Passionswerkzeuge in Perugia - Was steckt hinter all den Händen, Köpfen, Würfeln, Säulen und abgeschnittenen Ohren?

Giovanni di Tommasino Crivelli, Cristo in pietá tra gli strumenti della Passione, um 1450, Galleria Nazionale dell´Umbria (Perugia). Privatfotografie. Im Herbst und Winter 2019 findet in Perugia der Herbst des Mittelalters in Umbrien statt ( L`Autunno del Medioevo in Umbria ). Neben Hochzeitstruhen , die ab 1380 üblich im Raum Florenz wurden und zumeist biblische und mythologische Geschichten in geschnitzter, punzierter oder eingravierter Form zeigen, werden auch Altargemälde, Fresken und aufwendige mit Metallen überzogene Holzplatten, die in höchster Handwerkskunst biblische Geschichten erzählen, präsentiert.  Inhaltlich besonders hervorgehoben werden zwei Gemälde, die nicht ausschließlich aus Farbe auf Holz bestehen, sondern teilweise mit feinen goldenen Platten beschichtet sind, die wiederum durch Punzierung und Gravierung vervollkommnet sind. So sind beispielsweise die Heiligenscheine und die kostbaren Gewänder hervorgehoben worden. Bei beiden Szenen handelt es sich um kl

Das Miniaturcabinet der Familie Morgenstern - Ein Besuch in Frankfurt

Historisches Museum Frankfurt am Main, Privatfotografie. Neben weiteren Ausstellungen und Rundgängen zeigt das Historische Museum Frankfurt das Sammlermuseum . Hier sind in kurzweiliger Weise 12 verschiedene Sammlungen von Frankfurter Bürger/Innen ausgestellt. Es finden sich Münzen, Schmetterlinge, Ritterrüstungen, Globen und überhaupt alles, was man sammeln kann.  Natürlich finden sich auch immer wieder wohlhabende Kunstsammler unter all den Sammelwütigen. Dazu gehört im weitesten Sinne auch die Familie Morgenstern, die fasziniert war von Miniaturgemälden . Die Mitglieder der Familie selbst waren Maler, Restauratoren und Kunsthändler. Doch anstatt Künstler zu sammeln, sammelten sie im 18. und 19. Jahrhundert Repliken. Insgesamt sind so 205 Kopien in Kleinstformat zustande gekommen. Sie wurden entweder gekauft oder von Familienmitgliedern selbst angefertigt.  Kein Genre wurde hier ausgelassen: Es finden sich religiöse Gemälde italienischer Künstler, holländische Genrebildch