Direkt zum Hauptbereich

Kurz und würzig - Teil 4: Käthe Kollwitz

Käthe Kollwitz, Frau mit totem Kind, Radierung, 1903, Käthe Kollwitz Museum, Köln.

Wenn man sich die vielen Radierungen Käthe Kollwitz´ anschaut wird einem schnell klar, dass sie sich nie gescheut hat, sowohl persönliches Elend und eigene Trauer als auch gesellschaftliche Missstände und Not zu verarbeiten und zu zeigen.
Wenn man sich ihre biografischen Daten durchliest wird einem schnell klar, dass die Künstlerin eine außergewöhnlich mutige und erfolgreiche Frau in einer Männerwelt war: Sie trat 1899 der Berliner Secession bei, sie gründete 1913 den Frauenkunstverband, seit 1919 war sie das erste weibliche Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Professorin und leitete ab 1928 das Meisteratelier für Graphik an der Berliner A. d. K. Bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wendete sich ihr Blatt. Sie wurde aus der Akademie ausgeschlossen, ihr die Lehrtätigkeit entzogen. Ab 1936 wurde zudem ein (inoffizielles) Ausstellungsverbot ihrer Kunst durchgesetzt.

Käthe Kollwitz, Nie wieder Krieg, Lithographie (Plakat), 1924, Käthe Kollwitz Museum, Köln.


Der größte persönliche Einschnitt in ihrem Leben mag wohl der Fall ihres Sohnes Peter im 1. Weltkrieg gewesen sein. Den Verlust ihres Sohnes schien sie in Werken wie dem oben gezeigten "Frau mit totem Kind" von 1903 vorhergesehen zu haben. Schon lang hatte sie sich als Künstlerin und Mutter mit dem Verlust eines Kindes beschäftigt.

Doch erarbeitet sie auch Zyklen zu vergangenen Kriegen und Notständen wie den Bauernaufständen im 16. Jahrhunderten und Weberaufständen, wobei die Weber als arbeitende Klasse in einer nicht näher definierten Epoche gezeigt werden (siehe Abb. 3).

Käthe Kollwitz, Blatt 5 "Sturm" aus dem Zyklus "Ein Weberaufstand", Radierung, 1893-1897, Käthe Kollwitz Museum, Köln.
Sie gestaltete viele Plakate (wie das oben gezeigte "Nie wieder Krieg") und brachte sich damit immer wieder politisch ein. Sie prangerte Themen wie Krieg, Wohnungsnot, Armut der arbeitenden Klasse und persönliche, oft mütterliche Themen an.

Beim durchschauen ihrer Werke wird schnell der politische Mut und die Courage dieser tollen Frau sichtbar.

Hier gibt es viele Abbildungen und Infos: https://www.kollwitz.de/

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Giulio G. Zumbo und seine grausigen Wachsmodelle

Giulio G. Zumbo, Präparat eines männlichen Kopfes, Wachsmodell, 1695, Museo di Storia Naturale (La Specola), Florenz. Aus: Petra Lamers-Schütze, Yvonne Havertz (Hg.), Encyclopaedia Anatomica. Museo La Specola Florence, Köln 1999, S. 19. Giulio Gaetano Zumbo lebte im barocken Florenz und fertigte (zumeist) anatomisch korrekte Teile des menschlichen Körpers an (s. Abb. 1). Bereits ein Jahrhundert zuvor begannen medizinisch ausgebildete Männer wie der Flame Andreas Vesalius eigenhändig zu sezieren und somit der menschlichen Anatomie zum Teil sogar vor Publikum zu Leibe zu rücken. Vor der Renaissance war das Aufschneiden des Körpers Sache von niederen Schichten, zum Beispiel Badern. Wohingegen die Untersuchung, die Beschreibungen und medizinischen Erkenntnisse, die auf das Aufschneiden und sezieren folgten, Aufgabe der intellektuellen Mediziner war. Diese jedoch machten sich nicht an den Leichen zu schaffen. Die Medizin war also in zwei Klassen (der körperlich und der geistig arbeite...

Das Miniaturcabinet der Familie Morgenstern - Ein Besuch in Frankfurt

Historisches Museum Frankfurt am Main, Privatfotografie. Neben weiteren Ausstellungen und Rundgängen zeigt das Historische Museum Frankfurt das Sammlermuseum . Hier sind in kurzweiliger Weise 12 verschiedene Sammlungen von Frankfurter Bürger/Innen ausgestellt. Es finden sich Münzen, Schmetterlinge, Ritterrüstungen, Globen und überhaupt alles, was man sammeln kann.  Natürlich finden sich auch immer wieder wohlhabende Kunstsammler unter all den Sammelwütigen. Dazu gehört im weitesten Sinne auch die Familie Morgenstern, die fasziniert war von Miniaturgemälden . Die Mitglieder der Familie selbst waren Maler, Restauratoren und Kunsthändler. Doch anstatt Künstler zu sammeln, sammelten sie im 18. und 19. Jahrhundert Repliken. Insgesamt sind so 205 Kopien in Kleinstformat zustande gekommen. Sie wurden entweder gekauft oder von Familienmitgliedern selbst angefertigt.  Kein Genre wurde hier ausgelassen: Es finden sich religiöse Gemälde italienischer Künstler, holländische Ge...

Über wen willst Du etwas erfahren?

Von Zeit zu Zeit begegnet einem ja so manche Künstler:innen-Persönlichkeit über die man so gern mehr wissen möchte aber dann doch nie die Muße aufbringt, sich mit ihr zu beschäftigen. Das übernehme ich für Dich! Schreib mir einfach auf Instagram (kunst.entstaubt), per Mail (kunst.entstaubt@gmail.com) oder als Kommentar unter diesen Post, über wen Du gern mehr wissen würdest.