Dierick Bouts - Christus im Haus des Pharisäers Simon
Auch dieses Werk hängt in der Gemäldegalerie in Berlin. Es misst nur circa 42 x 63 cm. Darum ist es im Museum schwierig, die Details und Kleinigkeiten zu erkennen, die das Gemälde ausmachen. Wohl auch ein Grund, weshalb dieses Werk nicht massenhaft bestaunt wird. Die Hauptgründe sind aber eher, dass der Inhalt eine christliche, neutestamentarische Geschichte ist, die vielen Besucherinnen unbekannt sein dürfte, dass es sich um keinen herausragend berühmten Künstler handelt und, dass kein Schildchen mit einer Audio-Guide Nummer darunter klebt.
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Dierick Bouts, Christus im Haus des Pharisäers Simon, um 1450, Öl auf Eichenholz, 42,2 x 62,5 cm, Gemäldegalerie Berlin, Saal IV. |
Ich selbst habe mich einlesen und nachforschen müssen, um die Geschichte, die Bouts´ Werk dem Betrachter erzählen möchte, zu verstehen und, um die einzelnen Personen auseinander zu klamüsern.
Der Titel verrät: Es geht um den Besuch Jesu im Haus des Pharisäers Simon. Das gibt ja schon mal einen Rahmen. Gehen wir die Szene Schritt für Schritt durch. Ganz am äußeren, linken Rand kniet eine Frau und wäscht mit ihrem Haar die Füße des Besuchers. Sie ist zum Teil in die Farben Blau und Rot gekleidet, oft ein Attribut heiliger Personen. Neben ihr steht ein Salbentöpfchen - das Attribut der heiligen Maria Magdalena (HIER ein weiteres entstaubtes Gemälde mit Maria Magdalena). Wessen Füße sie da wäscht dürfte klar sein: Jesus, der Gast im Hause Simons. Selbst wenn die Betrachterin die Bibelgeschichte um die Fußwaschung Maria Magdalenas gar nicht kennt, erkennt sie Jesus an seiner Frisur, seinem unauffälligen, dunklen Gewand und an seiner Handhaltung: die rechte Hand macht den Segensgestus.
Neben Christus sitzt ein fein und mittelalterlich (also zeitgenössisch) gekleideter und als einziger Schuhe tragender Mann. Die Schuhe und die zeitgenössische Kleidung könnten ein Hinweis darauf sein, dass nur dieser Mann weltlich, nicht heilig ist. Er schaut ungläubig auf die sich abspielende Szene am Boden. Das ist Simon. Er hat Jesus in sein Haus zum Mahl eingeladen. Und was passiert? Eine Dirne, eine Sünderin kommt vorbei, öffnet auch noch ihr wallendes Haar und fängt weinend an, dem Gast die Füße zu waschen und zu salben! Und der Gast und vermeintliche Prophet Jesus segnet diese Sünderin auch noch. Simon versteht das nicht und ist fassungslos. Diesen Moment der Verwunderung ob der Situation bildet Bouts hier ab.
Neben Simon sitzt ein alter Mann mit Bart und Haarkranz um den runden Kopf. Auch sein Gewand ist in Blau und Rot gehalten. Das lässt also wiederum auf einen Heiligen schließen. Zusätzlich ist diese spezifische Darstellung eines älteren Herren, untersetzt, mit rundem Kopf, Bart und Lockenkranz ein Hinweis auf den Apostel Petrus. Sein klassisches Attribut sind Schlüssel, diese fehlen hier gänzlich, der Maler macht die Zuordnung also nicht ganz so plakativ und einfach. Petrus´ Deuten der rechten Hand auf den Fisch kann aber als attributiver Hinweis verstanden werden: Petrus war ein Fischer.
Auch er scheint nicht angetan von Jesus´ Verhalten gegenüber Maria Magdalena: Seine linke Hand ist in abwehrender Haltung gegen die Szene gerichtet und sein ganzer Körper rückt ab. Im Gegensatz zur neugierigen Hinwendung des Simon. Die beiden formen durch ihre Körperhaltungen eine v-förmige Lücke und spalten die ganze Szene in zwei Lager.
Am Tischende sitzt ein junger, bartloser Mann. Allein diese Beschreibung muss reichen, ihn als den Evangelisten Johannes zu erkennen, denn auch bei ihm fehlen weitere Attribute, die die Zuschreibung eindeutiger machen könnten. Wie beispielsweise sein Evangelistensymbol: Der Adler (HIER gehts zu den anderen Evangelistensymbolen). Im Gegensatz zu Simon und Petrus schaut er der Szene gar nicht zu. Er weist zwar mit seinem Zeigefinger darauf, wendet seinen Kopf aber einem knienden Mönch hinter sich zu. Er scheint ihm die Szenerie zu erklären. Nun könnte man denken: "Ja klar, das ergibt Sinn. Schließlich ist Johannes ja Evangelist, er gibt also seine Erfahrungen aus dem Leben Jesu an die Menschen weiter." Seltsam ist aber, dass die Geschichte um den Pharisäer Simon im Evangelium von Lukas, nicht in dem von Johannes steht..
Wem erklärt Johannes denn aber die Szene? Einem Mönch, dessen Gewandung für eine Zugehörigkeit im Orden der Kartäuser spricht. Er kniet, betet und scheint der Szene entrückt. Er ist mit ziemlicher Sicherheit der Auftraggeber dieses Gemäldes.
Besonders beachtenswert finde ich neben der Aufteilung der Figuren im Raum und der großartigen perspektivischen Leistung hinaus in den Außenraum, die verschiedensten Emotionen und vor allem Gesten der Personen.
Wie eingezeichnet bilden die rechte Hand Jesu und die linke Hand Petri den Anfang und das Ende. Die Betrachterin wird links eingeführt und stoppt bei Petrus´ Einhalt gebietender Geste. Johannes´ Hände weisen wieder hinein in die Szene. So sagen die Gesten einerseits viel über die Gemütszustände der Teilnehmer aus, andererseits sind sie auch ein Stilmittel Bouts´ mit dem er den Blick der Betrachter lenkt.
Neben Christus sitzt ein fein und mittelalterlich (also zeitgenössisch) gekleideter und als einziger Schuhe tragender Mann. Die Schuhe und die zeitgenössische Kleidung könnten ein Hinweis darauf sein, dass nur dieser Mann weltlich, nicht heilig ist. Er schaut ungläubig auf die sich abspielende Szene am Boden. Das ist Simon. Er hat Jesus in sein Haus zum Mahl eingeladen. Und was passiert? Eine Dirne, eine Sünderin kommt vorbei, öffnet auch noch ihr wallendes Haar und fängt weinend an, dem Gast die Füße zu waschen und zu salben! Und der Gast und vermeintliche Prophet Jesus segnet diese Sünderin auch noch. Simon versteht das nicht und ist fassungslos. Diesen Moment der Verwunderung ob der Situation bildet Bouts hier ab.
Neben Simon sitzt ein alter Mann mit Bart und Haarkranz um den runden Kopf. Auch sein Gewand ist in Blau und Rot gehalten. Das lässt also wiederum auf einen Heiligen schließen. Zusätzlich ist diese spezifische Darstellung eines älteren Herren, untersetzt, mit rundem Kopf, Bart und Lockenkranz ein Hinweis auf den Apostel Petrus. Sein klassisches Attribut sind Schlüssel, diese fehlen hier gänzlich, der Maler macht die Zuordnung also nicht ganz so plakativ und einfach. Petrus´ Deuten der rechten Hand auf den Fisch kann aber als attributiver Hinweis verstanden werden: Petrus war ein Fischer.
Auch er scheint nicht angetan von Jesus´ Verhalten gegenüber Maria Magdalena: Seine linke Hand ist in abwehrender Haltung gegen die Szene gerichtet und sein ganzer Körper rückt ab. Im Gegensatz zur neugierigen Hinwendung des Simon. Die beiden formen durch ihre Körperhaltungen eine v-förmige Lücke und spalten die ganze Szene in zwei Lager.
Am Tischende sitzt ein junger, bartloser Mann. Allein diese Beschreibung muss reichen, ihn als den Evangelisten Johannes zu erkennen, denn auch bei ihm fehlen weitere Attribute, die die Zuschreibung eindeutiger machen könnten. Wie beispielsweise sein Evangelistensymbol: Der Adler (HIER gehts zu den anderen Evangelistensymbolen). Im Gegensatz zu Simon und Petrus schaut er der Szene gar nicht zu. Er weist zwar mit seinem Zeigefinger darauf, wendet seinen Kopf aber einem knienden Mönch hinter sich zu. Er scheint ihm die Szenerie zu erklären. Nun könnte man denken: "Ja klar, das ergibt Sinn. Schließlich ist Johannes ja Evangelist, er gibt also seine Erfahrungen aus dem Leben Jesu an die Menschen weiter." Seltsam ist aber, dass die Geschichte um den Pharisäer Simon im Evangelium von Lukas, nicht in dem von Johannes steht..
Wem erklärt Johannes denn aber die Szene? Einem Mönch, dessen Gewandung für eine Zugehörigkeit im Orden der Kartäuser spricht. Er kniet, betet und scheint der Szene entrückt. Er ist mit ziemlicher Sicherheit der Auftraggeber dieses Gemäldes.
Besonders beachtenswert finde ich neben der Aufteilung der Figuren im Raum und der großartigen perspektivischen Leistung hinaus in den Außenraum, die verschiedensten Emotionen und vor allem Gesten der Personen.
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