Gedenktafel in der James-Simon-Galerie, Berlin. Privatfoto. |
Die James-Simon-Galerie wird am 13. Juli 2019 ihre Pforten für alle BesucherInnen öffnen. Sie ist also ganz neu in dieser Stadt voll Neuem, Altem, Gebrauchtem und Unbenutztem.
Die Galerie wird als "zentrales Empfangsgebäude" fungieren. Also: Garderobe, Kasse, Shop. Aber auch Auditorium und Sonderausstellungsbereich, sowie Zugänge zum Pergamon- und zum Neuen Museum sind Aufgaben des neuen Baus. Der Stararchitekt David Chipperfield wurde für das Projekt gewonnen.
Das schönste an der Galerie ist, dass es die Museumsinsel nach insgesamt 180 Jahren Bauzeit nun endlich vollendet. Sie schafft ein zentrales Gebäude, das die BesucherInnen aufnimmt, sie in einzelne Museen führt und gemeinsam mit der Archäologischen Promenade das Ensemble der Museumsinsel im Rahmen des Masterplans von 1999 komplettiert.
Was muss hier bei diesem neuesten Bau auf der Insel entstaubt werden?
Staub hat sich auf dem hellen Stein ja noch nicht angesammelt.. In Vergessenheit geraten ist aber die Person James Simon, der Namensgeber der Galerie, sowie das Umfeld des neuen von Beton, Holz und Glas strotzenden Baus: Die Geschichte der Museumsinsel selbst.
![]() |
Olaf Matthes, James Simon. Die Kunst des sinnvollen Gebens, Leipzig 2019. |
Die beiden, Person und Ort, sind eng miteinander verknüpft. James Simon (*1851 †1932) war ein Berliner Jude, ein wohlhabender und angesehener Bürger, Inhaber eines Baumwollgroßhandelsunternehmens ein Kunstsammler und -mäzen, ein Wohltäter und ein Mensch, der der Meinung war, Dankbarkeit sei eine Last, die man niemandem aufbürden sollte. So finanzierte und betreute er uneigennützig Ferienkolonien und Schülerwanderungen für Großstadtkinder mit denen das Leben es nicht gut meinte.
Er setzte sich aber auch vehement für die Bildende Kunst ein. Er sammelte außerordentlich viel und gründlich recherchiert und selektiert. Angeleitet wurde er dabei zunächst von Wilhelm Bode, Direktor der Skulpturensammlung und der Gemäldegalerie (heute ist das ehemalige Kaiser Friedrich-Museum nach ihm benannt). Es begann mit niederländischen Bildern des Barock (damals sehr angesagt im Berliner Großbürgertum). Zwar wollte sich Simon nicht zum Sammler einer ganz spezifischen Epoche erziehen lassen, doch zeigt sich nach und nach, dass er mit der italienischen Kunst zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert besonders liebäugelte - der Renaissance (HIER gehts zu den Epochen). Seine große Sammelleidenschaft lag zudem bei Münzen, Plaketten und Medaillen.
Im Jahr 1900 beschloss Simon, seine große Sammlung an Renaissancekunst an die Berliner Museen zu verschenken. Im Jahre 1904 übergab James Simon seine gesamte Kunstsammlung den Berliner Museen. Sein einziger Wunsch im Gegenzug war, dass die Werke für 100 Jahre in einem gesonderten Kabinett als Teil der Sammlung italienischer Skulpturen beisammen blieben.
Nachdem ja nun wieder Raum war für neue Sammelaktivitäten, begann James Simon eine zweite große Sammlung. Die der niederländischen, deutschen und französischen Holzplastik des Spätmittelalters. Bode fungierte nun nicht mehr als sein Berater, was zu einigen Unstimmigkeiten zwischen den beiden führte. Doch sagte Simon im Jahre 1916 zu, auch diese Sammlung an das (sich damals im Bau befindende) Deutsche Museum zu geben. (Anmerkung: Das Deutsche Museum war im Nordflügel des Pergamonmuseums angesiedelt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde darauf verzichtet. Die Idee dort nur deutsche Kunst zu vereinigen, war und ist nach der grausamen Zeit des Faschismus überholt.)
Es gäbe noch einiges mehr über diesen herausragenden Berliner Mitbürger zu schreiben, doch möchte ich es dabei bewenden lassen. Das oben genannte Büchlein kann für Interessierte weitere Fragen zum Leben und Wirken des James Simon beantworten.
Die Berliner Museumsinsel, die so sehr von den Schenkungen des Herrn Simon profitierte, besteht in ihren Anfängen seit 1823. In diesem Jahr begannen die Bauarbeiten am Alten Museum. Nachdem der Bau 1830 abgeschlossen war, wurde 1843 bereits das Neue Museum zu erbauen begonnen. 1847 stand das Gebäude. 20 Jahre später begann der Bau der Alten Nationalgalerie. Es folgte 1904 die Eröffnung des heutigen Bode-Museums. Schlussendlich kam 1930 das Pergamonmuseum hinzu. Das gesamte Ensemble gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Altes und Neues Museum erlitten schwere Beschädigungen im 2. Weltkrieg, die Alte Nationalgalerie büßte ihr Dach, ihre Treppenhalle und Teile des ersten Geschosses ein. Auch das Bode-Museum wurde von Bombenangriffen getroffen, das Pergamonmuseum verzeichnete Schäden am Dach.
Alle Museen wurden nach dem Krieg restauriert oder zumindest behelfsweise notgesichert. Im Zuge der Wiedervereinigung wurden alle Museen gründlich saniert.
Bereits im Jahr 1997 bekam das Architekturbüro David Chipperfield den Zuschlag zum Bau der James-Simon-Galerie. Doch lag der Fokus des Berliner Senats in dieser Zeit auf der Restaurierung der historischen Gebäude Berlins, die in Zeiten der DDR vernachlässigt wurden.
Nun, fast 200 Jahre nach dem Beginn des ersten Baus auf der Museumsinsel, steht das wunderbare und einzigartige Ensemble. Bald kommt abschließend die Archäologische Promenade hinzu, die das Neue Museum, die James-Simon-Galerie und das Pergamonmuseum verbinden wird.
So werden wir, die heutigen BerlinerInnen zum ersten Mal eine Museumsinsel sehen, die völlig zusammenhängend und in sich schlüssig empfängt und jede Kunstliebhaberin beglücken wird.
In Part 2 wird es mehr Informationen zur James-Simon-Galerie und zum Kabinett des James Simon geben, das statt 100 Jahre nur 32 Jahre bestand. Wieso, weshalb, warum - stay tuned!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen