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Jan Vermeer, Junge Dame mit dem Perlenhalsband, 1663-1665, Delft. In: Gemäldegalerie Berlin. Fotograf: Christoph Schmidt. |
Aus welcher Epoche stammt dieses Gemälde?
Was war überhaupt wann in der europäischen Kunstgeschichte?
Jemand spricht von Barock und Du fragst Dich "Wann war das denn eigentlich nochmal?"? Dann ist diese Liste eine gute Orientierung für Dich! Sie soll Dir helfen die ungefähren Zeiten, die Jahrhunderte einzelner Epochen (bis zum Barock) durchzugehen und somit einen Überblick über all die Kunstepochen schaffen.
Ich möchte hier nützlich vorgehen und Euch nicht mit Epochen langweilen, die Ihr wahrscheinlich eh selten zu Gesicht bekommen werdet. Also beginnen wir mit der Zeit, in der das Pantheon auf der Akropolis in Athen gebaut wurde:
480 - 323 v.C. - Die klassische Periode in der griechischen Kunst
-------> Pantheon, Athen
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Kallikrates (Architekt), Das Pantheon in Athen. Bildnachweis: Günther Binding, Meister der Baukunst. Geschichte des Architekten- und Ingenieurberufes, 2004, S. 44, Abb. 39. |
Erkennen kann man Bauwerke zum Beispiel anhand der klassischen Säulenordnungen (HIER eine Übersicht dazu), an Friesen mit Metopen (figurale Bildchen) und Triglyphen (Leerstellen hier mit Rillen versehen). Das Giebelfeld (hier nur noch zu einem Viertel zu sehen) weist komplexe Geschichten mit Figuren auf.
323 - 168 v.C. - Die hellenistische Periode in der griechischen Kunst
Die griechische Kunst verbreitet sich in Ägypten, Makedonien und ab circa 200 v.C. auch in Italien.
In Rom entwickelt sich daraufhin eine Blütezeit der Kunst. Wir alle kennen die marmornen Skulpturen und großartige Bauwerke in Rom und Italien aus dieser Zeit. Sie sind denen der Griechen sehr ähnlich.
Von 100 v.C. bis 79. n.C. entstehen die herrlichen Wandmalereien in Pompeji.
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Fries der Mysterienvilla, Pompeji, Datierung bis 79. Erika Zwierlein-Diehl, Magie der Steine. Die antiken Prunkkameen im Kunsthistorischen Museum, Wien 2008 |
NACH CHRISTUS
Um 200 beginnen auch die Christen, Malereien in Katakomben zu hinterlassen.
Um 315 entsteht der berühmte Konstantinsbogen in Rom (Konstantin = Gründer Konstantinopels (HIER mehr zu Byzanz ))
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Konstantinsbogen, Rom, 312-315. Bildnachweis: TU Dresden, Diathek, Andrea Kiehn. |
Im 5. Jahrhundert hinterlassen auch die Byzantiner Spuren in Italien: Um 490 entstehen die Mosaiken mit den Darstellungen Kaiser Justinians und Kaiserin Theodoras in der Kirche San Vitale, Ravenna (HIER mehr dazu).
6. - 12. Jahrhundert - Romanischer Stil
Die Kirchenbauten aus dieser Zeit zeigen vor allem Rundbögen, Rundbogenfenster und wuchtige Steinmauer mit recht kleinen Fensternischen.
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Ostlettner des Doms zu Naumburg. Bildnachweis: Schubert, Der Naumburger Dom, Halle 1997, S. 53. |
Besonders hervorzuheben sind die vielen unter dem Begriff "Ars sacra" (heilige Kunst) vereinten Kunstwerke. Dazu gehören Luster, Becher, Taufbecken, Statuetten und jegliche Art von Reliquiaren (HIER zur Definition). Sie sind alle aus wertvollen Materialien wie Silber, Gold, Edelsteinen, Email hergestellt.
Zudem gab es viel illuminierte Manuskripte, wie Codices oder Evangeliare. Hier finden sich ganz verschiedene Formen der Malerei. Der Fokus liegt häufig auf dem Ornamentalen, die Formen sind zumeist einfach.
12. - 15. Jahrhundert - Gotischer Stil
Ausgehend von Frankreich schwappte die gotische Welle über Europa.
Die Kirchenbauten verändern sich vor allem hinsichtlich der Lichtführung: Nun gibt es hohe Fenster, die viel Licht einlassen. Die Bauten werden filigraner. Es herrschen nun Spitzbögen, Dreipässe (als Zierelement), Kapellenkränze, Strebebögen und -pfeiler (aus Konstruktionszwecken heraus) vor. Doch entwickelte sich der gotische Kirchenbau ganz klar aus dem romanischen Stil heraus.
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Kathedrale von Amiens, Westfassade, 1220-1236, Bildnachweis: Archiv des Instituts für Kunstgeschichte LMU München. |
Zur Zeit ihrer Erbauung waren diese Bauten nicht einfarbig wie heute. Sie waren bunt. Die Figuren, die Fenster, alles war farbig gefasst. Für die Menschen damals müssen diese neuartigen, riesigen Bauten wahnsinnig eindrucksvoll gewesen sein.
14. - 16- Jahrhundert - Die Renaissance
Diese wiederum begann in Italien und brauchte auch einige Jahrzehnte bis sie sich ihren Weg Richtung Norden bahnte.
Sie wandte sich (wie der Name, der "Wiedergeburt" bedeutet, verrät) wieder der Antike zu. Hinsichtlich der Darstellung von Personen und auch im Rahmen der Architektur. Trotzdem ist sie keinesfalls ein Abklatsch dieser.
Die Renaissance zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass Künstler nicht mehr unbekannte Handwerker waren, sondern ein Selbstbewusstsein für ihre Leistungen entwickelten. So wurden ihre Stile erkennbarer und unterscheidbarer voneinander.
Wichtig zu wissen ist auch, dass in Zeiten der Renaissance die perspektivische Malerei erst wirklich erfunden wird. Davor kennen wir flach wirkende Darstellungen, nun öffnet sich der Raum vor der Betrachterin.
Zwischenform: Manierismus
Hier wird von einer eher kurzen Zeitspanne zwischen 1520 und 1600 ausgegangen. In Italien ging der Stil des Manierismus noch ein wenig länger.
Der Stil zeichnet sich in Gemälden durch extreme Form- und Farbbehandlung aus. Die Künstler wollten ihren eigenen Stil (die Manier) unbedingt zeigen und entschieden sich so oft zu (aus heutiger Sicht) übertriebenen Kompositionen, Farben und Gesten.
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Jacopo Pontormo, Kreuzabnahme, 1525-28, Öl auf Holz, Bildnachweis: Susanne Bosch-Abele, Kreuzabnahme, 2005, S. 113. |
Ab 1600 - Der Barock
Ja heute bei vielen eine eher unbeliebte Epoche, weil: Überladen, füllig, kitschig. Jedoch kann diese Epoche auch anders: Die Darstellungen sind sowohl von sehr naturalistischem, als auch gleichzeitigem idealistischem Charakter durchdrungen. Noch mehr Perspektive als in der Renaissance wird durch komplexe Raumdarstellungen erreicht.
Ein großartiger Meister des Frühbarock ist Caravaggio (s.u.). Seine Gemälde ziehen sofort in den Bann, so naturalistisch und drastisch sind sie. Ein gutes Beispiel für barocke Gemälde, die nicht dem gängigen (Rubens-)Klischee entsprechen.
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Caravaggio, Judith enthauptet Holofernes, um 1598, Galleria Nazionale d´Arte Antica, Rom. |
Auch das anfängliche Gemälde von Jan Vermeer stammt aus dem Barock! Wer bei "Barock" nur an voluminöse Damen denkt, liegt also daneben. Auch zärtliche Abbildungen holländischer Interieurs sind verbreitet.
Nicht zu vergessen ist natürlich Rembrandt van Rijn. Seine Portraits lösen bis heute Erstaunen aus, weil sie dem Betrachter das Gefühl geben: Dieser Mensch lebte wirklich. Es ist kein idealisiertes Gesicht mehr, es ist lebensnah.
Hier möchte ich enden, da dieser Blog sich (vornehmlich) mit Kunst- und Bauwerken bis spätestens zum Barock befasst. Selbstverständlich gäbe es Unmengen mehr zu schreiben über die Epochen, ihre Verbreitung, ihre unterschiedlichen Strömungen in verschiedensten Ländern, aber als Überblick soll das Geschriebene genügen.
Solltet Ihr Fragen haben oder zu etwas mehr wissen wollen, schreibt mir gern persönlich oder hier als Kommentar!
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