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Säulengang der James-Simon-Galerie und Säulengang des Neuen Museums. Bodestraße, Berlin. Privatfoto. |
Willkommen zu Teil 2! Hier soll es um das neue Gebäude auf der Museumsinsel per se und vor allem um das Kabinett des Mäzens James Simon im Bodemuseum gehen, das statt 100 Jahren nur 32 Jahre Bestand hatte.
Augenscheinlich wurde bei Errichtung der neuen Galerie darauf geachtet, sie in Einklang mit der alten Architektur zu bringen (siehe Abb. oben). Von der Bodestraße aus betrachtet die Besucherin rechts die dorischen Säulen vor dem Neuen Museum, rechts die weißen Pfeiler der James-Simon-Galerie.
Es besteht aber nicht nur ein Einklang zum Ensemble der restlichen Museumsinsel was das äußere Erscheinungsbild anbetrifft. Auch die Vernetzung von Pergamonmuseum und Neuem Museum durch die Galerie zeugen von der Aufgabe des neuen Gebäudes, sich in das Konzept einzugliedern. Ja, es sogar zu komplettieren.
Eingang zum Pergamonmuseum in der James-Simon-Galerie. Privatfoto. |
Die Galerie besticht durch Beton, durch Glas und Holz. Zuweilen befinden sich große Fenster an unorthodoxen Stellen. Der plötzliche Blick hinaus in die Welt überrascht. Diese "Gucklöcher" scheinen allerdings nur auf den ersten Blick zufällig. Auch sie sorgen für eine visuelle Verknüpfung von neuem Gebäude und Blick hinaus aufs Alte.
Blick hinaus auf den Kupfergraben. Privatfoto. |
Mit Altem kannte sich James Simon, der große Berliner Sammler und Mäzen - er übergab auch die berühmte Nofretete - aus (HIER zu Part 1). Vor allem seine an die Berliner Museen verschenkten Sammlungen der Renaissancekunst und der niederländischen, französischen und deutschen Holzplastik des Spätmittelalters, sind ein Geschenk, das nicht vergessen werden darf. Simons einzige Bitte an die Museen war, das ein Kabinett voll mit Stücken seiner ersten (Renaissance-) Schenkung 100 Jahre im heutigen Bodemuseum Bestand haben sollte. Jedoch kamen die Berliner diesem Wunsch nur bis in das Jahr 1939 nach. Die Nationalsozialisten lösten das Kabinett auf, um den Großmut dieses jüdischen Berliners in Vergessenheit geraten zu lassen. Doch nun, 70 Jahre später, kommt die Erinnerung in das kollektive Gedächtnis zurück!
Das Kabinett des Mäzens wurde nach dem Vorbild einer bestehenden schwarz-weiß Fotografie (fast) originalgetreu im Bodemuseum (dem angestammten Platz) rekonstruiert und eingerichtet. So manches Werk ist aber nicht mehr da. So finden sich zwei Bronzeskulpturen, die einst den Tisch im Kabinett zierten, nun im Puschkin-Museum in Moskau und ein Tondo (Rundbild) mit Maria, Kind und Engel ist verschollen. Eine Fotografie hängt stellvertretend für das Original.
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Stirnwand des James-Simon-Kabinetts im Bodemuseum. Privatfoto. |
Trotzdem spürt man den Geist des Mäzen, der die Einrichtung genau veranlasste, sodass sie wie eine private Sammlung wirkt. Man erlebt die Sammelleidenschaft und -vielseitigkeit des Herrn Simon. Und man steht in einem Raum voller (deutscher) Geschichte. Dazugehören das jüdische Großbürgertum nach dem 1. Weltkrieg und in der Weimarer Republik, zu dem Simon ja gehörte. Dazu gehört die dunkle Episode des Faschismus, die für eine extreme Zensur in der Kunst und eben auch für eine Auslöschung der jüdischen Geschichte in Deutschland stand. Auch die Verluste des 2. Weltkrieges im Sinne der Kunstwerke spürt man: Einige Werke sind verschollen, einige beschädigt. Auch die Geschichte der Ost-West-Trennung Deutschlands wird durch den Verbleib einiger Werke in Russland symbolisiert.
Die Wiedererrichtung des James-Simon-Kabinetts ist also nicht nur ein Hervorholen der Kunstwerke aus dem Depot und das erneute Arrangement der Werke. Sie ist auch das Halten eines vor über hundert Jahren gegebenen Versprechens. 68 Jahre stehen Simon und seinem Kabinett noch zu.
Besucht also bald diesen Raum voll Kunst, Geschichte und Dankbarkeit, die Zeit läuft!
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