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Kurz und würzig - Teil 3: El Greco

El Greco, Entkleidung Christi, 1578, Sakristei Kathedrale Toledo.

El Greco - Der Grieche (*1541 †1614). Eigentlich lautete sein Name Dominikos Theotokopoulos. Da er aber Griechenland in Richtung Italien und später Spanien verließ und dort wohl die wenigsten Menschen etwas mit diesem Namen anfangen konnten, wurde er schlicht zu "dem Griechen".

Das, was ihn von seinen Malerkollegen des Manierismus und der auslaufenden Epoche der Renaissance maßgeblich unterschied, war seine Ausbildung zum Ikonenmaler im Sinne der byzantinischen Tradition (Ikone exemplarisch siehe unten; mehr zu Ikonenmalerei HIER), die er in seiner Heimat Kreta absolviert hatte. Er kannte also nicht nur die italienischen Meister wie seine venezianischen Vorgänger Tizian oder Tintoretto, sondern war auch mit einer ganz anderen Art der Darstellung von (heiligen) Menschen vertraut, die in Westeuropa völlig unüblich und unterschätzt, ja geradezu verpönt war.


Mosaikikone mit Christus dem Barmherzigen, 1. Viertel 12. Jahrhundert, Konstantinopel, heute im Museum für byzantinische Kunst, Berlin.

Man sieht diesen Gesichtstypus der Ikonenmalerei in alle seinen Gemälden, vor allem, dass die Gesichter oft etwas langgezogen wirken kann man gut beobachten.
Sein ganz persönlicher Stil, den er vor allem in Bildern mit religiösem Inhalt und Porträts auslebte, mischt sich aus den griechischen Ikonen, aus dem offenen (also sichtbaren) Pinselstrich der italienischen Meister und betritt ganz neue Wege, die in Spanien (seinem späteren Heimatland) niemand so praktizierte.

So ist es nicht verwunderlich, dass erst viel später eine Bewunderung und Rezeption des Malers stattfand: Am Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten vor allem die Expressionisten das Oeuvre (=Gesamtwerk) El Grecos. Auch seine Gemälde spielen mit starken Ausdrücken in den Gesten und Mimiken.
Zu Lebzeiten war der Grieche für seine Porträts (s.u.) bekannt und beliebt, seine großen, religiösen Gemälde fanden wenig Beachtung.

Porträt des Fray Hortensio Felix Paravicino, Öl auf Leinwand, um 1609, Museum of Fine Arts, Boston.

Außerordentlich ist an El Greco auch, dass er sich als freischaffender, unabhängiger Künstler, nicht als Dienstleister wahrnahm. Er weigerte sich zum Beispiel in Spanien die Handwerkssteuer zu zahlen, da er sich nicht als ein solcher bezeichnete und ebnete so den Weg zu freien Künsten.

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